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Kreisübung '01 - Dreitagefieber

 
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Drei Tage lang war alles anders in der Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt: Das DRK hatte die Schule als Basislager für die "Kreisübung 2001" ausgewählt - die erste gemeinsame Katastrophenschutzübung der Groß-Gerauer DRK-Katastrophenschutz- Einheiten seit 1993. In den Jahren dazwischen hatten nur jährliche Übungen der einzelnen Züge stattgefunden.



Freitag, 24.08.2001 - Anreise und Aufbau


RIEDSTADT (ml). Drei Sanitätszüge, zwei Betreuungszüge, das Kreisauskunftsbüro, die DRK- Leitungsgruppe und zahlreiche "Notfalldarsteller" trafen sich am Freitag, dem 24.08.2001 in Goddelau, um sich auf die kommenden beiden Übungstage vorzubereiten. Die HelferInnen der Betreuungszüge richteten das Basislager für alle Beteiligten her, d.h. sie bereiteten Schulräume für den Aufbau von Feldbetten vor, errichteten ein Verpflegungszentrum, eine Verpflegungsausgabestelle, schilderten die Wege zu Funktionsräumen und sanitären Einrichtungen aus und verteilten Feldbetten an die eintreffenden HelferInnen der übrigen Einheiten. Damit absolvierten die Betreuungshelfer gleich den Großteil ihrer "Übungsaufgabe": Den Betrieb des Basislagers nämlich.
Zupacken mußten auch die MItglieder der Leitungsgruppe: Zu den Klängen eines Kinderchors, der einen Schulraum noch bis 19:00 Uhr belegte, wurden Telefonleitungen gelegt, eine Telefonanlage für den Basislagerbetrieb programmiert und Funkverbindungen eingerichtet und getestet.
Für die Sanitätszüge hieß es am ersten Abend noch "Entspannen" - die eigentliche Arbeit begann für sie erst am Samstag morgen.





Samstag, 25.08.2001 - Übungspunkt Gernsheim

GERNSHEIM(ml). Auf dem Hafengelände der Gernsheimer Hafenbetriebs GmbH wird ein Container unsachgemät entladen. Die Folge: Salzsäure tritt aus einem darin befindlichen Spezialbehälter aus, verätzt mehrere Hafenarbeiter.

Dieses Szenario erwartete jeden Sanitätszug, der bei sengender Hitze das Hafengebiet "Hafen I" in Gernsheim erreichte. Nach einer kurzen Einweisung durch den Übungsleiter, in der das Szenario grob erklärt wurde, mußte der Zugführer seine HelferInnen einteilen, Absprache mit der Feuerwehr treffen, eine Verletztenablage organisieren usw.

Trotz der hohen Temperaturen gab es kein Pardon: Jeder Verletzte mußte von der Feuerwehr (in dicker Schutzkleidung!) geborgen und an einen Übergabepunkt gebracht werden, wo er von RotkreuzhelferInnen in Empfang genommen wurde. Weitere HelferInnen errichteten derweil im Schatten eine Verletztenablage und begannen, unterstützt von der Pflegehilfsdienst-Gruppe des DRK, mit der Versorgung der ersten Verletzten.

Insgesamt bot das Szenario Arbeit für etwas mehr als eine Stunde, anschließend mußte die Einsatzbereitschaft des Zuges wiederhergestellt werden, um die Aufgabe am nächsten Übungspunkt zu bewältigen.






Samstag, 25.08.2001 - Übungspunkt Rüsselsheim

RÜSSELSHEIM(ml). "Ihr Einsatzort: Rüsselsheim Opelbad" - so lapidar erhielten die Sanitätszüge ihren Auftrag von der Leitungsgruppe. Die "Realität" am Übungspunkt sah dann schon ganz anders aus: Knapp 15 junge Leute hatten, so die Übungsannahme, im stillgelegten Opelbad gefeiert und dabei verdorbene Lebensmittel zu sich genommen. Starke Nerven waren deshalb gefragt, denn an den Anblick von blutenden Wunden sind die meisten Rotkreuzler aus zahlreichen Übungen gewöhnt, an die  - sehr realistische! - Darstellung von sich Übergebenden jedoch nicht ...

Ein besonderes Highlight an diesem Übungspunkt war sicherlich die überstürzte Abreise des Sanitätszuges 1 zu einem vermeintlichen Schiffsbrand im Kelsterbacher Hafen. Im Übungsgeschehen war der Alarm eines Rettungswagens als Alarm für den gesamten Zug gedeutet worden, und so packten alle - Einsatzkräfte, Mimen und Übungsleitung - mit an, um den Zug schnellstmöglich einsatzbereit zu machen. Daß dies in bewundernswerter Schnelle und Übersicht gelang, ist ein Pluspunkt für alle Beteiligten, der kurze Zeit später dabei half, die Nachricht zu "verkraften", daß es sich bei dem Alarm nur um eine weitere Übung gehandelt hatte, die von der Kelsterbacher Feuerwehr in Zusammenarbeit mit dem Kreisbrandinspektor organisiert worden war. In Kenntnis der Tatsache, daß alle DRK-Einheiten zeitgleich eine  eigene Übung absolvierten, hatte man nur einige wenige Fahrzeuge in die Kelsterbacher Übung einbeziehen wollen und war dementsprechend erstaunt über die schnelle Reaktion des gesamten Zuges. Da auch von anderen Übungspunkten einzelne Kräfte abgezogen worden waren, ruhte für kurze Zeit der Übungsablauf an allen Punkten, bevor die Übungsleitung den "Übriggebliebenen" die Order zum Weiterüben erteilte. So waren aus drei Übungspunkten für kurze Zeit vier geworden ...






Samstag, 25.08.2001 - Übungspunkt Bischofsheim

BISCHOFSHEIM(ml). Normalerweise ist das Gelände des MotorradClubs Bischofsheim Treffpunkt friedlicher Motorrad-Liebhaber, die bei Grillwürstchen und kühlem Bier ihren Hobby frönen. An diesem Samstag jedoch ist das anders: Eine Gruppe jugendlicher Rowdies hat das Gelände mit Beschlag belegt, reichlich Alkohol konsumiert und eine Messerstecherei begonnen. Ein Fall für die Sanitätszüge des DRK!
Natürlich sind auch diese jungen Leute Notfalldarsteller des Jugendrotkreuzes, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß sich dem anrückenden Zug ein äußerst realistisches Bild bietet ...
Neben den zahlreichen Wundversorgungen (die Palette der Verletzungen reichte von leichten Schnitt- und Stichverletzungen über ein im Bauch steckendes Messer bis hin zur Amputation eines Fingergliedes) ging es hier vor allem um eines: Den Umgang mit den stark alkoholisierten, teilweise äußerst aggressiv reagierenden Verletzten zu trainieren. Im Zweifelsfalle mußte hier auch einmal die Entscheidung getroffen werden, jemandem erst dann zu helfen, wenn er aufgehört hat, mit dem Messer in der Hand herumzufuchteln ...






Samstag, 25.08.2001 - Der Kameradschaftsabend

RIEDSTADT(ml). Knallige Hitze, schreiende, würgende und lallende Verletzte, Übungsstreß und vermeintliche Ernstfälle, Einsatzaufträge und Abschlußgespräche - das alles hatte irgendwann ein Ende, und müde, aber zufrieden mit der vollbrachten Leistung kehrten die Übungsteilnehmer, Mimen und Übungsleiter ins Basislager zurück.
Dort hatten die beiden Betreuungszüge mittlerweile das Abendessen zubereitet und das Bierschiff klargemacht. Nach ein paar Worten des Dankes von Kreisbereitschaftsleiter Peter Hahn und dem Vorsitzenden Jürgen Kraft wurde das Büffet eröffnet, und kurze Zeit später war aller Streß und Ärger des Tages dahin. DJ Günther und die Tanzgruppe "Mosquitos" aus Wallerstädten sorgten für die nötige Stimmung, und schnell war der Umstand vergessen, daß am Sonntag morgen die nächste Übungsaufgabe wartete ...










Sonntag, 26.08.2001 - Das Busunglück

RIEDSTADT(ml). Hätten sich die Schnelleinsatzgruppen (SEG's) der drei Sanitätszüge und die SEG-Verstärkungsgruppe aus Trebur zu einem Badeurlaub am Strand von Hawaii getroffen - das Wetter hätte nicht schöner sein können. Für die 36 Verletzten und rund 90 Einsatzkräfte bedeutete die Sonne am Sonntagmorgen jedoch keinen Grund zur Freude - dafür war die Nacht zu kurz, der Kameradschaftsabend zu gut und die gestellte Aufgabe zu anspruchvoll: Ein Reisebus mit über dreißig Insassen - so die Übungsannahme - war auf dem Parkplatz eines Supermarktes im Erfelder Gewerbegebiet verunglückt. Der Rettungsdienst (gespielt durch hauptamtliche Rettungsassistenten der Wachen Rüsselsheim und Gernsheim) war bereits an der Unglücksstelle, doch zur Versorgung und zum Transport der großen Anzahl von Verletzten war die Verstärkung durch die SEG's und einen Sanitätszug notwendig.
Es galt, die Verletzten aus dem Bus zu bergen, Leichtverletzte zu beruhigen, Schwerverletzte fachgerecht zu versorgen, Verletztenablagen und eine Verletztensammelstelle einzurichten, die Verletzten mit Hilfe eines Arztes in mehrere Versorgungs- und Transportkategorien einzuteilen und schließlich in verschiedene Krankenhäuser (sprich: das Basislager) abzutransportieren. Das alles natürlich bei sengender Hitze und nahezu ohne Schatten am Übungsgelände.

Beinahe zwei Stunden dauerte die "Tortur", doch am Schluß war alles geschafft. Fast alles - denn im Basislager mußten noch die Unterkünfte abgebaut werden ...










Sonntag, 26.08.2001 - Der Abschluß

RIEDSTADT(ml). Mit allergrößtem Respekt vor der Leistung aller Beteiligten zogen Kreisbereitschaftsleiter Peter Hahn und Übungsleiter Sönke Lase kurz nach Ende der Übung "Busunglück" ihr Fazit. Neben Worten des Lobes für alle Beteiligten dankten die beiden vor allem den Angehörigen der Mimtrupps, der Feuerwehr Gernsheim (vom Vortag), der SIN (Seelsorge in Notfällen), des KAB und der SchwesternhelferInnen für ihre Teilnahme an der Übung, Herrn Baumann von den Riedwerken Groß-Gerau für die kostenlose Bereitstellung des Busses und sein Engagement als Busfahrer und Notfalldarsteller, sowie den Betreuungszügen für den reibungslosen Ablauf und die geleistete Arbeit im Basislager.

Stürmischer Beifall beendete die Abschlußrede der Übungsleitung, und dann gab's nur noch ein Ziel mit mehreren Etappen: Essen fassen, abbauen, heimfahren - und dann duschen und ausschlafen ...